Case Reports - Lungenfunktion - Inhaltsverzeichnis                                                       zur Start-Seite

Multilokuläre proximale Bronchialstenosen bei Sarkoidose

Epiglottiszyste

Kyphoskoliose mit Restriktion und chronischer ventilatorischer Insuffizienz

Gedoppelter Aortenbogen

In- und exspiratorisches Sägezahnmuster bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom

In- und exspiratorische Undulation bei Parkinson-Syndrom

Stimmbandsklerosierung bei Spondylitis ankylosans Bechterew

Stimmbandparese bds.

Biventrikuläre kardiale Dekompensation bei Nierenarterienstenose (NAST)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Vorbereitung befinden sich folgende Case Reports. Sie werden eingestellt, sobald ausreichend webspace zu Verfügung steht.

 

Trachealstenose durch große Struma

Trachealstenose nach Tracheostoma

Intraglottische Stenose durch Metastase

Bronchiale Obstruktion

Restriktion

Überblähung

Inhalativer Provokationstest

 

 

 

 

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Multilokuläre proximale Bronchialstenosen bei Sarkoidose

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Ein 42-jähriger Raucher beklagte Hustenreiz, Belastungsdyspnoe und allgemeine Leistungseinschränkung. Radiologisch stellte sich eine bihiläre Lymphadenopathie dar. Im Thorax-CT fand sich Fremdgewebe bds. zentral.

 

 

 

    

Rö-Throax: bihiläre Lymphadenopathie                                                              Thorax-CT: Lymphadenopathie, Fremdgewebe rechts zentral

                                                                                                                                                     Dystelektase linker Oberlappen

 

 

Lungenfunktion 

In der Lungenfunktion bestand eine leichte Obstruktion und leichte Überblähung. Keine Diffusionsstörung. Nach Gabe von Betamimetika war die bronchiale Obstruktion nicht reversibel. Auch im langfristigen Verlauf ergab sich keine signifikante Änderung.

 

 

Lungenfunktion

 

 

VC

4.9 l

92 % des Solls

FEV-1

3.4 l

70 % der VC

ITGV

4.9 l

137 % des Solls

R(tot)

0.39

 

TLCO/VA

 

115 % des Solls

pO2

83 mm Hg

 

pCO2

36 mmHg

 

 

 

 

 

Bodyplethysmographie: leichte Überblähung                           Spirometrie: passend zu fixierter intrathorakaler Stenose  

 

 

Bronchoskopie und Histologie

 

Endoskopisch stellte beidseits zentral malignitätsverdächtiges Fremdgewebe dar mit konzentrischer Stenosierung der Oberlappenostien. In bronchiale Schleimhautbiopsien konnte granulomatöses Gewebe nachgewiesen werden.

 

 

       

Bronchoskopie: Oberlappen-Stenose                                                       Thorax-CT: Oberlappen-Stenose

 

Um den Verdacht einer malignen Erkrankung auszuräumen, wurde der Patient zur Mediastinoskopie vorgestellt. Die Histologie ergab eine nicht-verkäsende Granulomatose, vereinbar mit einer Sarkoidose.

 

 

Epidemiologie

 

Eine Obstruktion der kleinen Atemwege tritt bei Sarkoidose in 5 bis 63 % der Fälle auf, je nach angewandtem Kriterium (1). Damit ist die Atemwegsobstruktion die häufigste Lungenfunktionseinschränkung bei Sarkoidose (2). Hiervon abzugrenzen sind Obstruktionen der proximalen Bronchien, die sehr selten beobachtet werden. In einer Serie fanden sich bei 0.7 % (18 von 2500) der Sarkoidose-Patienten proximale Bronchialstenosen (3). Betroffen sind häufiger Ober- als Unterlappen. Selten werden auch Tracheal-Stenosen bei Sarkoidose beschrieben (4).

 

 

Grafik – Verteilung der Bronchialstenosen bei Sarkoidose (3)

 

 

Wir schlagen zusammenfassend folgende therapie-relevante Klassifikation vor.

 

 

Vorgeschlagene Klassifikation für Obstruktion bei Sarkoidose (1,3)

 

Stenose-Typ

 

I

II

III

IV

 

Rö-Klasse

 

1 – 3

1 – 3

4

1 – 4

Lokalisation

Peripher

Proximal

a) endoluminal

b) extraluminal*

extraluminale Fibrosierung / Verziehung

obstruktive Begleiterkrankung

Ansperchen auf Steroide

Gut (1)

Gut, wenn Therapiebeginn

< 3 Monate (3)

Nein

Je nach Grunderkrankung

          * Kompression durch vergrößerte LK

 

 

 

Klinik

 

Patienten mit proximalen Bronchialstenosen bei Sarkoidose sind häufig symptomatisch – im Gegensatz zu den übrigen Sarkoidose-Patienten. Es treten häufig respiratorische und auch generalisierte Symptome auf.

 

 

Symptome bei proximalen Bronchialstenosen bei Sarkoidose (3)                                   n = 18

Abgeschlagenheit

55.5 %

Gewichtsabnahme > 3 kg

39 %

Fieber > 38.5°C

28 %

Pierphere Lymphknoten

55.5 %

Augenbeteiligung

39 %

Obere Atemwege

28 %

Gelenkbeschwerden

22 %

Hepato-Spleomegalie

22 %

Hautbeteiligung

11 %

 

 

Bei multiplen Bronchialstenosen entspricht die Schwere der meßbaren Obstruktion entspricht der Zahl der Stenosen.

 

 

Grafik – Korrelation von Obstruktion und Stenosen-Anzahl (3) 

 

 

 

Zentrale proximale Bronchialstenosen können zu Atelektasen und poststenotischen Pneumonie führen (5). Dies kann zusammen mit mediastinalen Lymphknotenvergrößerungen und möglichweise lobären Perfusionsausfällen zu Schwierigkeiten in der differentialdiagnostischen Abgrenzung zu Malignomen führen, wie in unserem Fall.

 

 

Therapie

 

Wie bei nicht-zentraler Obstruktion bei Sarkoidose ist bei proximalen Bronchialstenosen eine systemische Steroidtherapie wirksam. Empfohlen wird eine Dosis von 0.5 bis 0.75 mg/d Prednisolon-Äquivalent. Alternativ kann Methotrexat in einer Dosis von 10 mg/Woche gegeben werden. Entscheidend ist hierbei der frühzeitige Beginn der Therapie. Bei längerfristigem unbehandelten Befund, können irreversible narbige Stenosen entstehen (3). Bei narbigen Stenosen kommen interventionelle Verfahren zum Einsatz (6,7,8). Bei granulomatösen Stenosen ist auch Mitomycin-C verwendet worden (9).

 

 

 

Verlauf

 

Eine systemische Steroidtherapie wurde mit 50 mg/d begonnen und für 8 Wochen fortgeführt. Nach einem Jahr wurde der Patient erneut aufgenommen wegen poststenotischer Pneumonie in beiden Oberlappen. Endoskopisch stellten sich vorwiegend narbig imponierende konzentrische Stenosen dar. Es wurde ein erneuter Versuch einer hochdosierten systemischen Steroidtherapie unternommen.

 

 

 

 

 

Literatur

 

 

(1) Lavergne F, et al. Airway obstruction in bronchial sarcoidosis: outcome with treatment. Chest, Nov 1999; 116: 1194-9. Abstract  Free Full Text  PDF

 

(2) Harrison BDW, et al. Airflow limitation in sarcoidosis : a study of pulmonary function in 107 patients with newly diagnosed disease. Respir Med 1991;85:59-64. Abstract

 

 

(3) Chambellan A, et al. Endoluminal stenosis of proximal bronchi in sarcoidosis: bronchoscopy, function, and evolution. Chest, Feb 2005; 127: 472-81. Abstract  Free Full Text  PDF


 

(4) Braman SS, Hermes CG, Mark EJ. Case 32-1999-A 44-Year-Old Man with Tracheal Narrowing and Respiratory Stridor. N.Engl.J. Med. (1999)341:1292-1299. Full Text

 

 

(5) MJ Abramowicz MJ, et al. Tumour-like presentation of pulmonary sarcoidosis. Eur. Respir. J., Nov 1992; 5: 1286 - 1287. Abstract

 

(6) Chahajed PN, Malouf MA, Glanville AR. Bronchoscopic dilatation in the management of benign (non-transplant) tracheobronchial stenosis. Intern Med J, Dec 2001; 31: 512-6. Abstract

 

 

(7) Fouty BW, et al. Dilatation of bronchial stenoses due to sarcoidosis using a flexible fiberoptic bronchoscope. Chest, 1994, Vol 106, 677-680.  Abstract   PDF

 

(8) Ball JB, et al. Endoscopic bougie and balloon dilatation of multiple bronchial stenoses: 10 year follow up. Thorax, Dec 1991; 46: 933 - 935. Abstract

 

 

(9) Penafiel A, et al. Topical mitomycin-C for obstructing endobronchial granuloma. Ann. Thorac. Surg., September 1, 2006; 82(3): e22 - e23. Abstract

 

 

 

 

 

Dr. Holger Klee, 9 / 2007

 

 

 

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Epiglottiszyste

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Eine 59-jährige Patientin beklagte Dyspnoe bei geringster Belastung. Bei vorbekannter koronarer Herzerkrankung wurde die Patientin unter dem Verdacht einer myokardialen Ischämie auf eine allgemein-internistische Statino eingewiesen. Bei Aufnahme bestand ein lautes expiratorisches Brummen. Eine medikamentöse anti-obstruktive Therapie war ohne Erfolg.

 

 

Lungenfunktion

 

Neben Zeichen einer bronchialen Obstruktion sieht man im Exspirationsanteil der Resistance-Schleife ein hochfrequentes Flattern. Dies entspricht dem hörbaren exspiratorischen Stridor.

 

Bodyplethysmographie: espiratorisch hochfrequentes Flatter der Resistance-Schleife 

Spirometrie: Obstruktion, Restrikion ? (eingschränkte Mitarbeit)

                            

 

 

Lungenfunktion

 

 

VC

1.1 l

58 % des Solls

FEV-1

0.7 l

75 % der VC

ITGV

2.5 l

101 % des Solls

TLC

4.2

68 % des Solls

R(tot)

1.5

 

pO2

74 mm Hg

 

pCO2

36 mmHg

 

 

 

 

Laryngoskopie

 

Laryngoskopisch bestätigte sich der Verdacht einer intra- / supraglottischen Stenosierung. Es stellten sich Epiglottiszysten dar, die operativ entfernt wurden.

 

 

Laryngoskopisches Bild                     

 

 

Laryngoskopie, CT, OP-Präparat

 

 

 

Epidemiologie

 

Epiglottiszysten stellen ca. 5 % der gutartigen laryngealen Läsionen dar (1). Zum überwiegend Teil kommen sie angeboren vor und können zu repiratorischen perinatalen Komplikationen führen.

 

Manifestationen in späterem Kindesalter oder im Erwachsenenalter sind deutich seltener und dann meist asymptomatisch (1).

 

 

Einteilung

 

Die Einteilung der laryngealen Zysten nach Desanto (2) orientiert sich vorwiegend an der Lokalisation und unterscheidet drei Gruppen: anteriore und laterale sakkuläre, duktale und thyroidale Zysten. Der Pathologe Newman (3) unterscheidet neben epithelialen (sakkulär und duktal), tonsilläre und oncocytische Zysten. Epitheliale und tonsilläre kommen häufiger bei jungen, oncocytische Zysten eher bei Erwachsenen vor, können multilokulär auftreten und neigen zu Rezidiven.

 

 

Klinik

 

Angeborene Epiglottiszysten können in der Postnatalphase zu schweren, lebensbedrohlichen Symptomen führen (1,4) . Bei etwa 40 % der betroffenen Säuglichen ist mit relevanten respirtorischen Komplikationen zu rechnen. Von  daher ist eine pränatale Diagnosestellen wünschenswert (5,6).

 

Seltener werden ältere Kinder mit Epiglottiszysten symptomatisch (7,8).

 

Ältere Patienten sind in der Regel asymoptomatisch. Heiserkeit, Globusgefühl oder Schluckbeschwerden können auftreten (1,9,10). Epiglottiszysten können als unerwartete Intubationshindernisse darstellen (11) und zu intra- (12) oder postoperativen (13) Komplikationen führen. Relevante respiratorische Symptome durch Epiglottiszysten im Erwachsenenalter stellen eine Rarität dar (1,9,10).

 

 

Diagnostik

 

Neben einer klinischen Untersuchung und einer Laryngoskopie ist eine bildgebende Diagnostik mittels CT bzw. MRT anzustreben. Ein konventionelles laterales Röntgenbild ist diagnostisch sicher nicht mehr als ausreichend anzusehen (1,10). Hier handelt es sich – nach ausführlicher Literatursuche – um die erstmalige Beschreibung der Veränderung der Lungenfunktion bei Epiglottiszysten.

 

 

Pathophysiologie der Lungenfunktionsstörung

 

Das hochfequente exspiratorische Flatter erklärt sich durch den sogenannten Bernulli-Effekt. Ähnliches wird zum Beispiel bei dem Atemtherapiegerät "Flutter" genutzt. Vergleichbar wäre die hochfrequente exspiratorische Stenose, die bei der Phonation von "Brrr" entsteht.

 

 

Therapie

 

In perinatalen Notfallsituationen kann eine Tracheotomie notwendig werden. Eine Punktion und Aspiration des Zysteninhaltes führt oft zu Rezidiven (1). Als Standardtherapie wird daher eine endoskopische Resektion empfohlen (1,8,10).

 

 

 

 

Literatur

 

 

(1) Moorhead JC, Cysts of the Larynx, Baylor College of Medicin 1991. Free Full Text

 

 

(2) DeSanto LW, et al. CYSTS OF THE LARYNX - CLASSIFICATION. Laryngoscope 1970; 80:145-76.

 

 

(3) Newman DH, et al. Laryngeal dysts in adulta : a clincopathologic study of 20 cases. Am J Clin Pathol  1984; 81: 175-720.

 

 

(4) Lee WS, Tsai CS, Lin CH, et al. Airway obstruction caused by a congenital epiglottic cyst. Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2000 Jul 14; 53(3):229-33.  Abstract

 

 

(5) Fabrice C. Antenatal diagnosis of vallecular cyst. Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed 2002. Free Full Text

 

 

(6) Cuillier F, Bidault J. Vallecular cyst. www.thefetus.net 2001-12-.4-15 Free Full Text

 

 

(7) Reichard, KG, Weingarten-Armas J. Radiological Case of the Month. Arch Pediatr Adolesc Med. 1998 (152): 1237-8. PDF

 

 

(8) Dahm, MC, et al. Acute apnea caused by an epiglottic cyst. International Journal of Pediatic Otorhinolaryngology 1998;42;3: 271-276. Abstract 

 

 

(9) Henderson LT, Denneny JC, Teichgraeber J. Airway-obstructing epiglottic cyst. Ann Otol Rhinol Laryngol 1985 Sep-Oct; 94(5 Pt 1):473-6.  Abstract

 

 

(10) Fang TJ, et al. A Huge Epiglottic Cyst Causing Airway Obstruction in an Adult. Chang Gung Med J 2002; 25: 275-8. PDF

 

 

(11) Mason DG, Wark KJ. Unexpected difficult intubation. Asymptomatic epiglottic cysts as a cause of upper airway obstruction during anaesthesia. Anaesthesia 1987 Apr; 42(4):407-10. Abstract

 

 

(12) Kariya N, Nishi S, Minami W, et al. Airway problems related to laryngeal mask airway use associated with an undiagnosed epiglottic cyst. Anaesth Intensive Care 2004 Apr; 32(2):268-70. Abstract          

 

 

(13) So MH, et al. Aspiration pneumoniea associated with a giant epiglottic cyst after cardiac surgery. Can J Anesth 2003; 50: 622-623. Free Full Text

 

 

 

 

 

Dr. Holger Klee, 10 / 2007

 

 

 

 

 

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Kyphoskoliose mit Restriktion und chronischer ventilatorischer Insuffizienz

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Eine 85-jährige Patienten litt seit früher Kindheit an einer Kyphoskoliose. Es waren dreimalig orthopädische Operationen zur Korrelktur durchgeführt worden mit zuletzt unbefriedigendem Ergebnis. Seit drei Jahren bestand eine zunehmende Belastungsdyspnoe.

 

  

     

Rö-Thorax: Kyphoskoliose                                                                                      Foto: Kyphoskoliose

 

Die Patientin beklagte morgendliche Kopfschmerzen und eine eingeschränkte Belastbarkeit.

 

 

 

Lungenfunktion

 

Lungenfunktionell stellt sich eine schwere Restriktion und respiratorische Globalinsuffizienz dar.

 

 

Lungenfunktion

 

 

VC

1.7 l

50 % des Solls

FEV-1

1.3 l

69 % der VC

ITGV

1.9 l

75 % des Solls

R(tot)

0.4

 

Blutgasanalyse

O2 0 l/min

O2 2 l/min

pO2

47 mm Hg

65 mm Hg

pCO2

63mmHg

61 mm Hg 

 

 

Echokardiographisch stellte sich eine mäßige pulmonal-arterielle Hypertonie dar.

 

Es wurde eine Sauerstofflangzeittherapie und eine nächtliche nicht-invasive Beatmungstherapie begonnen. Hierunter war die Patientin deutlich besser belastbar. 

 

 

Pathophysiologie und Symptomatik

 

Aufgrund ungünstigem Ansatz der Atemmuskulatur kommt es bei Thoraxwand-Deformitäten, wie z. B. einer Skoliose oder einer posttuberkulösen Deformität zu einer Ineffektivität der Muskulator kommen. (1, 2) Im klinischen Verlauf treten zunächst nächtliche Hypoventilationen mit Hypoxämie und Hyperkapnie auf. Später manifestiert sich auch eine respiratorische Globalinsuffizienz am Tage mit entsprechenden Symptomen.

 

 

Sypmtome nächtlicher Hypoventilationen (2)

Plötzliches Aufwachen

Irreguläres Atemmuster im Schlaf

Morgendliche birontale Kopfschmerzen

Tagesmüdigkeit

 

 

 

Bei zunehmender Störung der Ventilation kommt es zu einer Aggravation der Symptomatik.

 

 

Beschwerdesymptomatik (2) 

 

 

 

Beatmungsindikationen

 

Bei asymptomatischen Patienten ist insbesondere bei einer Vitalkapazität kleiner 1.5 L, einer sehr früh entstandenen Skoliose (jünger als 8 Jahre) und einem engen Skoliosewinkel mit der Entwicklung Ventilationsinsuffizienz in der 4. bis 5. Lebensdekade zu rechnen. (2) Auch bei abnormaler Blutgasanalyse am Tage und nächtlicher Hyperkapnie ist eine Benefit durch eine Beatmungstherapie bei klinisch asymptomatischen Patienten nicht in Studien belegt.

 

Symptomatische Patienten mit klinischen Hinweisen auf nächtliche Hypoventilationen und / oder Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz profitieren von einer Beatmungstherapie. (2) Es wurde empfohlen, die Beatmung zu beginnen, bei einer Hyperkapnie > 55 mmHg oder > 50 mmHg und nächtlichen Hypoxämien < 88% (länger als insgesamt 5 Minuten) bzw. mehrfachen stationären Aufenthalten wegen respiratorischer Dekompensation. (3)

 

 

 

Indikation zur Beatmungstherapie (2,3)

Asymptomatisch - Hohes Risiko:

            - VC < 1.0 bis 1.5 l

- früh entstanden (8. LJ)

- enger Skoliosewinkel

Evtl. später

Asymptomatisch

            Mit nächtlicher Hyperkapnie

Evtl. - keine Studien

Symptomatisch

- pCO2 >= 45 mm Hg

- Entsättigung < 88% 5 Min.

- Pimax. < 60 cm H20*

- FCV < 50 %*

Ja

          * bei progressiver neuro-muskulärer Erkrankung

 

 

Therapie und Prognose

 

Eine alleinige Sauerstofflangzeittherapie ist bei Ventilationsinsuffizienz unzureichend. (4, 5) Eine gleichzeitige nicht-invasive Beatmung verbessert die klinische Beschwerdesymptomatik, Belastbarkeit,  Blutgasanalysen und die Prognose. (4, 5, 6, 7) Druck- und volumengesteuerte Beatmungsmodi sind gleichermaßen effektiv.

 

Der hauptsächliche Therapieeffekt ist wahrscheinlich in einer Abnahme der Hyperkapnie mit einer dann wieder normalisierten Empfindlichkeit gegenüber CO2 zu sehen. (9)

 

 

 

 

 

 

Literatur

 

 

(1) Schucher B, Magnussen H. Beatmung bei chronisch ventilatorischer Insuffizienz. Pneumologie 2007; 61: 644 - 654. PDF

 

 

(2) Shneerson JM and Simonds AK. Noninvasive ventilation for chest wall and neuromuscular disorders. Eur. Respir. J., Aug 2002; 20: 480 - 487.  Abstract  PDF

 

 

(3) Clinical Indications for Noninvasive Positive Pressure Ventilation in Chronic Respiratory Failure Due to Restrictive Lung Disease, COPD, and Nocturnal Hypoventilation—A Consensus Conference Report. Chest, Aug 1999; 116: 521 - 534. PDF  Free Full Text

 

 

(4) Buyse B, Meersseman W, Demedts M. Treatment of chronic respiratory failure in kyphoscoliosis: oxygen or ventilation? Eur. Respir. J., Sep 2003; 22: 525 - 528.  Abstract  PDF

 

 

(5) Ellis ER, et al. Noninvasive ventilatory support during sleep improves respiratory failure in kyphoscoliosis. Chest, Oct 1988; 94: 811 - 815. Abstract  PDF

 

 

(6) Schonhofer B, Wallstein S, Wiese C, Kohler D. Noninvasive Mechanical Ventilation Improves Endurance Performance in Patients With Chronic Respiratory Failure Due to Thoracic Restriction. Chest, May 2001; 119: 1371 - 1378.  Abstract  PDF

 

 

(7) Gustafson T, et al. Survival of Patients With Kyphoscoliosis Receiving Mechanical Ventilation or Oxygen at Home. Chest, December 1, 2006; 130(6): 1828 - 1833.  Abstract  PDF

 

 

(8) Tuggey JM and Elliott MW. Randomised crossover study of pressure and volume non-invasive ventilation in chest wall deformity. Thorax, October 1, 2005; 60(10): 859 - 864.  Abstract

 

 

(9) Nickol AH, Hart N, Hopkinson NS, et al. Mechanisms of improvement of respiratory failure in patients with restrictive thoracic disease treated with non-invasive ventilation. Thorax, September 1, 2005; 60(9): 754 - 760.  Abstract

 

 

 

 

 

Dr. Holger Klee, 3 / 2008

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Gedoppelter Aortenbogen

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Ein 25-jähriger Mann musste als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ein ärztliches Attest über die Tauglichkeit zum Feuerwehrdienst vorweisen. Er war sportlich und fühlte sich rundum gesund. Die Körperliche Untersuchung war unauffällig. Die Lungenfunktion normal.

 

Radiologisch stellte sich das obere Mediastinum verbreitert dar. Zum Ausschluß einer Raumforderung wurde ein Thorax-CT durchgeführt. Dort fand sich überraschenderweise ein gedoppelter Aortenbogen.

 

    

Rö-Thorax: verbreitertes oberes Mediastinum                                                   Thorax-CT: gedoppelter Aortenbogen mit gleichgropßen Aortenbögen bds.

 

 

Embryologie

 

Anomalien des Aortenbogens sind recht seltene Erkrankungen. Genaue epidemiologische Daten liegen nicht vor.

 

Die großen arteriellen Gefäße werden in der Embryonalgeschichte gedoppelt angelegt. Aus dem Herz entspringt die Aorta ascendens, die sich zu beiden Seiten in sechs nach dorsal laufenden Intersegmentalarterien aufteilt. Dorsal vereinigen sich die Intersegmentalarterien wieder zur Aorta descendens.

 

In der weiteren Entwicklung entsteht aus der linken 4. Intersegmentalarterie der Arotenbogen. Aus weiteren Ästen entwickeln sich die A. subclavia und die A. carotis auf beiden Seiten. Die übrigen obliterieren. (1) Sehr selten kommt ein cervical gelegener gedoppelter Aortenbogen vor, der wahrscheinlich eine Persistenz der 2. oder 3. Interkostalarterie darstellt. (2)

 

 

Grafik: Embryologie des Aortenbogens

 

 

Unterschiedliche Entwicklungsstörungen mit vollständig oder teilweise erhaltenem gedoppeltem Aortenbogen können auftreten.

 

 

Klassifikation

 

Es wurde die folgende vereinfachende Klassifikation der häufigsten Varianten vorgeschlagen. (3)

 

 

Klassifikation der Aortenbogenanomalien (3)

Gedoppelter Aortenbogen

            a) mit funktioneller Doppelung

            b) mit partieller Involution einer Seite

Rechter Aortenbogen

            mit spiegelverkehrter Aufteilung

            und retrooesophagealem Divertikel

Rechter Aortenbogen

            mit retrooesophagealer A. subclavia

Linker Aortenbogen

            mit retrooesophagealer A. subclavia

 

Weiterhin ist eine Assoziation zu weiteren Herz- und Gefäß-Mißbildungen möglich. (4,5)

 

 

Klinik

 

Klinische Beschwerden können mit einer erheblichen Variabilität auftreten. (1,2,6) Meist wird die Klinik schon im Säuglingsalter manifest. (1,6,7,8) Dabei stehen respiratorische Symptome und Schluckbeschwerden im Vordergrund. (6,8)

 

 

Klinik von Aortenbogen-Anomalien (1)

Stridor

Interkostale Retraktion

Respiratorische Infektion

Nackenbeschwerden

Schluckbeschwerden

 

 

Volumen rendered CT: Tracheomalazie (Pfeil = Tubusspitze) (25)    3D-MRT: gedoppelter Aortenborg - gleicher Patient (25)

 

Rö-Breischluck: Oesophagus-Stenose(6)                                             3D-MRT: gedoppelter Aortenbogen - gleicher Patient (6)

 

 

In nicht geklärter Häufigkeit können Aortenbogen-Anomalien bis ins Erwachsenenalter asymptomatisch bleiben. (9,10) Ungewöhnliche respiratorische Symptome können zu einer zufälligen Diagnose führen. (24) Zum Teil wurde eine Anomalie erst posthum entdeckt, nachdem Tod durch eine andere Erkrankung eingetreten war. (7)

 

Seltene Komplikationen sind Aorto-oesophageale Fisteln, auch nach naso-gastraler Sondenlage, (12,13) oder unerwartetes respiratorisches Versagen im Rahmen einer tiefen Atemwegsinfektion. (14)

 

 

Diagnostik

 

Konventionell-radiologisch stellt sich ein ungewöhnlicher Verlauf des Aortenbogens dar. Mittels CT, MRT und Angiographie lässt sich der genaue Gfeäßverlauf darstellen und das operative Vorgehen planen. (15,16,17,18,19) Die Echokardiographie ist in ihrer Senitivität unterlegen.

 

 

3D-MRT vollständiger Aortenbogen-Ring (6) 

 

 

Therapie

 

Bei symptomatischen Patienten wird eine operative Revision und Wiederherstellung der normalen Anatomie empfohlen. (20,21,22) Ob bei aymptomatischen Erwachsenen eine Operations-Indikation besteht, ist nicht geklärt. (23)

 

Postoperativ persistieren respiratorische Symptome nicht selten (54 %). Da durch eine Druckschädigung eine Trachealstenose (14 %) oder eine Tracheo- oder Bronchomalazie (7 %) auftreten kann, sind nicht selten postoperativ persistierende Beschwerden bei dynamischer intrathroakaler Stenose der Atemwege möglich. (20,21,22,25)

 

 

Prognose

 

Die Prognose von operierten Kindern ist gut. Zur prognostischen Relevanz von Aortenbogen-Anomalien bei asymptomatischen Erwachsenen liegen uns keine Daten vor. (20)

 

 

 

 

 

 

Literatur

 

 

(1) Lowe GM, Donaldson JS, and Backer CL. Vascular rings: 10-year review of imaging
RadioGraphics 1991; 11: 637-646. PDF

 

 

(2) Shao-Chi Huang, Chao-Jan Wang, Wen-Jen Su, Jaw-Ji Chu, and Mao-Sheng Hwang. The Rare Association of Truncus Arteriosus with a Cervical Double Aortic Arch Presenting with Left Main Bronchial Compression. Cardiology, Feb 2008; 111: 16-20.  Abstract

 

 

(3) Vidne B, Garti I, Rosenberg V, and Levy MJ. Aortic Arch Anomalies: Simplified Classification: Surgical Experience with Ten Cases. Chest, Jul 1972; 62: 39 - 44. PDF

 

 

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(5) Kikuchi S and Yokozawa M. Double aortic arch associated with common inlet left ventricle.  Pediatr Cardiol, Jul 2005; 26: 484-5.  PDF

 

 

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(12) Chaikitpinyo A, et al. Aortoesophageal fistula: a life-threatening cause of upper gastrointestinal hemorrhage in double aortic arch, a case report.  J Med Assoc Thai, Aug 2004; 87: 992-5. Abstract

 

 

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(16) McLoughlin MJ, Weisbrod G, Wise DJ, and Yeung HP. Computed tomography in congenital anomalies of the aortic arch and great vessels. Radiology 1981; 138: 399. PDF

 

 

(17) Gomes AS, Lois JF, George B, Alpan G, Williams RG. Congenital anomalies of the aortic arch: MR imaging. Radiology 1987; 165:691-695. Abstract  PDF

 

 

(18) Kirsch J and Julsrud PR. Magnetic resonance angiography of an ipsilateral double aortic arch due to persistent left fourth and fifth aortic arches. Pediatr Radiol, May 2007; 37: 501-2.  Abstract

 

 

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(20) Alsenaidi K, Gurofsky R, Karamlou T, Williams WG, and McCrindle BW. Management and outcomes of double aortic arch in 81 patients. Pediatrics, Nov 2006; 118: e1336-41.  PDF

 

 

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(24) Bose S, Hurst TS, and Cockcroft DW. Right-sided aortic arch presenting as refractory intraoperative and postoperative wheezing. Chest, May 1991; 99: 1308 - 1310.  PDF

 

 

(25) Chan MSM, Chu WCW, et al. Angiography and Dynamic Airway Evaluation with MDCT in the Diagnosis of Double Aortic Arch Associated with Tracheomalacia. Am. J. Roentgenol., November 1, 2005; 185(5): 1248 - 1251.  Free Full Text

 

 

 

 

Dr. Holger Klee, 6 / 2008

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In- und exspiratorisches Sägezahnmuster bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom

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Ein 48-jähriger adipöser Patient wurde im Schlaflabor vorgestellt wegen ausgeprägter Tagesmüdigkeit. Die Ehefrau berichtete über lautes Schnarchen und längere Atempausen im Schlaf. Der Patient war bei Aufnahme müde, unkonzentriert und deutlich adipös mit einem BMI von 35 kg/qm.

 

 

Lungenfunktion

 

In der Spirometrie stellte sich ein in- uns exspiratorisches Sägezahnmuster der Fluß-Volumen-Kurve dar.

   

 

      

Spirometrie: exspiratorisches Sägezahnmuster                          Foto: Adipöse Halsweichteile

 

 

Diagnostische Wertigkeit einer Undulation der Fluß-Volumen-Kurve

 

Eine Undulation der Fluß-Volumen-Kurve wurde schon vor über 25 Jahren mit dem Vorliegen eines obstruktiven Schlafapnoesyndromes in Verbindung gebracht. (1) Pathophysiologisch geht man von einer variablen extrathorakalen Obstruktion durch Weichgewebe aus. Die Sensitivität und Spezifität dieses Befundes wurde sehr unterschiedlich beurteilt. (1,2,3,4,5) In epidemiologischen Studien war ein Sägezahnmuster zum Teil nicht mit einem obstruktiven Schlafanpoesyndrom korreliert. (3) Bei der Interpretation muß unter Umständen berücksichtigt werden, dass moderne Spirometrie-Geräte eine automatische Glättung der Fluß-Volumen-Kurve durchführen. (2)

 

Eine ähnliche Undulation kann auch bei neuromuskulären Erkrankungen, wie z.B. dem Parkinson-Syndrom beobachtet werden. (6) Die Veränderung kann unter effektiver Therapie rückläufig sein. (7)

 

 

Spirometrie: Undulation der Fluß-Volumen-Kurve bei Parkinson-Syndrom, rückläufig unter Therapie (7) 

 

 

Zusammenfassend ist die graphische Analyse der Fluß-Volumen-Kurve als alleinige Screening-Methode sicher nicht ausreichend. Sie bietet jedoch im Einzellfall durchaus einen Hinweis auf mögliche Erkrankungen, wie eine variable oder fixe Flußlimitierung. (8,9)

 

 

Therapie

 

Bei dem Patienten bestätigte sich polysomnographisch der Verdacht auf ein therapiebedürftiges obstruktives Schlafapnoesyndrom mit einem RDI von 35 / Stunde. Es wurde ein n-CPAP-Therapie eingeleitet. Der Patient profitierte hiervon. Die Tagemüdigkeit war vollständig rückläufig und die auch Ehefrau konnte endlich ohne Störung schlafen.

 

 

 

 

 

Literatur

 

(1) Sanders MH, et al. The detection of sleep apnea in the awake patient. The saw-tooth sign. JAMA, Jun 1981; 245: 2414 - 2418.  Abstract

 

 

(2) Neukirch F, et al. Frequency and correlates of the saw-tooth pattern of flow-volume curves in an epidemiological survey. Chest, Feb 1992; 101: 425 - 431.  PDF

 

(3) Katz I, et al. An evaluation of flow-volume curves as a screening test for obstructive sleep apnea. Chest, Aug 1990; 98: 337 - 340.  PDF

 

 

(4) Littner M, et al. Awake abnormalities of control of breathing and of the upper airway. Occurrence in healthy older men with nocturnal disordered breathing. Chest, Oct 1984; 86: 573 - 579.  PDF

 

 

(5) Herer B, et al. Value of Clinical, Functional, and Oximetric Data for the Prediction of Obstructive Sleep Apnea in Obese Patients. Chest, Dec 1999; 116: 1537 - 1544.  PDF

 

 

(6) Schiffman PL. A "saw-tooth" pattern in Parkinsons disease. Chest, Jan 1985; 87: 124 - 126.  PDF

 

 

(7) Herer B, et al. Effects of Levodopa on Pulmonary Function in Parkinson’s Disease. Chest, Feb 2001; 119: 387 - 393.  PDF  Free Full Text

 

 

(8) Ewald FW, Jr., Tenholder MF, and Waller RF. Analysis of the Inspiratory Flow-Volume Curve: Should it Always Precede the Forced Expiratory Maneuver? Chest, Sep 1994; 106: 814 - 818.  PDF

 

 

(9) Sanders MH and Stiller RA. Still going around on the flow-volume loop. Chest, Feb 1992; 101: 301 - 303b. PDF

 

 

 

Dr. Holger Klee, 6 / 2008

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Stimmbandsklerosierung bei Spondylitis ankylosans Bechterew

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Ein 67-jähriger Patient wurde wegen fortgeschrittener Coxarthrose zur Implantation einer TEP vorgestellt. Der Patient war infolge einer fortgeschrittnen Spondylitis ankylosans Bechterew und einer Coyarthrose rechts nur wenig mobil.

 

 

Lungenfunktion

 

In der präoperativen Lungenfunktion fiel eine exspiratorische Flußlimitierung auf mit „Spike-Wave“-Aspekt.

 

 

 

 

Lungenfunktion: exspiratorisch Spike-Wave-Aspekt

 

 

 

Verlauf

 

Unter dem Verdacht einer extrathorakalen Obstruktion wurde dem Anästhesisten zu umsichtiger Intubation und Narkoseeinleitung geraten. Bei der Intubation stellten sich die Stimmbänder deutlich sklerosiert und hypomibil dar.

 

Die perioperative Phase verlief komplikationslos.

 

 

 

Krankheitsbeschreibung

 

Die Spondylitis ankylosans Becherew stellt eine wahrscheinlich autoimmunologische Erkrankung ungeklärter Genese mit chronischer Arthritis dar, die insbesondere das Ileo-Sakral und die Wirbelkörper-Gelenke betrifft und hier zu einer chronisch progredienten Versteifung führt.

 

 

Rö-Becken: Ileo-Sakral-Arthritis (6)                                          Rö-HWS: Versteifung der HWS ("Bambus-Stab") (6) 

 

 

 

Pleuro-pulmonale Erkrankungen bei Sponylitis ankylosans Bechterew

 

Bei Spondylitis ankylosans Bechterew ist in bis zu 31 % mit respiratorischen Komplikationen zu rechen. (1) Die Ursachen sind manigfaltig. Eine eingeschränkte knöcherner Beweglichkeit kann zu einer verminderten Compliance und Restriktion führen. (2) Selten treten einseitige Pleuraergüsse mit entsprechend restriktiven Störungen auf. (3) Eine Assoziation zu einer interstiellen Lungenerkrankung kann gegeben sein. (4) Fibrokavitäre Oberlappen-Veränderungen können auftreten. (5) Selten ist eine Assoziation zu einer Amyloiodse gegeben. (6)

 

Beschrieben wurde mehrfach eine akute Cricoarytenoiditis, die zu schweren akuten respiratorischen Beeinträchtigungen führen kann. (7) Eine Cricoarytenoiditis kommt auch bei anderen rheumatischen und autoimmunologichen Erkrankungen vor. (8,9,10,11)

 

 

Pathophysiologische Erklärung der Lungenfunktionsstörung

 

Eine Stimmband-Sklerosierung ohne akutes Krankheitsbild, wie dies bei dem oben geschilderten Patienten vorlag, wurde bislang in der Literatur nicht beschrieben. Die Spirometrie entspricht einem Flußbild wie bei variabler Obstruktion. Am Anfang der Exspiration ist der Fluß noch hoch, um dann schnell auf ein Plateau abzufallen. Diese Spike-Wave-Form läßt sich wahrscheinlich durch das Bernulli-Phänomen erklären. Bei zunehmender Flußgeschwindigkeit entsteht an den Seitenrändern ein Sog, der die engstehenden Stimmbänder weiter aneinanderzieht und so eine Obstruktion bedingt. Das spirometrische Flußbild entspricht z. B. dem CW-Doppler in der Arteria carotis bei idiopathischer Subaorten-Stenose. Hierbei tritt ebenfalls – manchmal erst unter Belastungsbedingungen – eine dynamische Stenosierung des linksventrikulären Ausflußtraktes auf.

 

 

 

 

 

Literatur

 

(1) Strimlan CV, Ratani RS, et al. Incidence of Pleuropulmonary Symptoms in Ankylosing Spondylitis. Chest, Jul 2001; 120: 320 - 321. PDF

 

 

(2) Stewart RM, Ridyard JB, and Pearson JD. Regional lung function in ankylosing spondylitis. Thorax, Aug 1976; 31: 433 - 437. Abstract

 

 

(3) Kinnear WJ and Shneerson JM. Acute pleural effusions in inactive ankylosing spondylitis. Thorax, Feb 1985; 40: 150 - 151.

 

 

(4) Cohen AA, Natelson EA, and Fechner RE. Fibrosing Interstitial Pneumonitis in Ankylosing Spondylitis. Chest, Apr 1971; 59: 369 - 371. PDF

 

 

(5) Thai D, Ratani RS, Salama S, and Steiner RM. Upper Lobe Fibrocavitary Disease in a Patient With Back Pain and Stiffness. Chest, December 1, 2000; 118(6): 1814 - 1816. Free Full Text

 

 

(6) Blavia R, Toda MR, et al. Pulmonary diffuse amyloidosis and ankylosing spondylitis. A rare association. Chest, Nov 1992; 102: 1608 - 1610. PDF

 

 

(7) Libby DM, Schley WS, and Smith JP. Cricoarytenoid arthritis in ankylosing spondylitis. A cause of acute respiratory failure and cor pulmonale. Chest, Nov 1981; 80: 641 - 642. Abstract

 

 

(8) Karim A, Ahmed S, et al. Severe Upper Airway Obstruction From Cricoarytenoiditis as the Sole Presenting Manifestation of a Systemic Lupus Erythematosus Flare. Chest, Mar 2002; 121: 990 - 993. Free Full Text

 

 

(9) Langford, CA, Waes, CV. Upper airway obstruction in the rheumatic diseases: life-threatening complications of autoimmune disease. Rheum Dis Clin North Am (1997) 23,346-363

 

 

(10) Lofgren, RH, Montgomery, WW. Incidence of laryngeal involvement in rheumatoid arthritis. N Engl J Med (1962) 267,193-195

 

 

(11) Lawry, GV, Finerman, ML, Hanafee, WN, et al. Laryngeal involvement in rheumatoid arthritis: a clinical, laryngoscopic, and computerized tomographic study. Arthritis Rheum (1984) 27,873-882. Abstract

 

 

 

 

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In- und exspiratorische Undulation bei Parkinson-Syndrom

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Ein 63-jähriger Patient mit Parinson-Syndrom wurde vorgestellt wegen Belastungsdyspnoe. Es bestand kein Husten, kein Auswurf, keine thorakale Schmerzen. Die Nikotinanamnese war leer.

 

Lungenfunktion

 

In der Spirometrie sieht man ein in- und exspiratorisches Sägezahnmuster mit einer mittleren Frequenz. Weiterhin fällt eine bogenförmige Abrundung des Exspirationsflusses auf.

 

 

 

Spirometrie: in- und exspiratorische Undulation

                      und bogenförmiger Exspirationsfluß

 

 

 

 

 

Epidemiologie von Lungenfunktionsstörungen bei Parkinson-Syndrom

 

Bei Patienten mit Parkinson-Syndrom findet sich häufig eine Störung der Lungenfunktion. (1) Die Häufigkeit nimmt mit der Schwere der Grunderkrankung zu. (2) Eine extrathorakale Obstruktion mit Undulation der Fluß-Volumen-Kurve mit groben Sägezahnmuster kann in ca. 7 % der Allgemeinbevölkerung beobachtet werden (3) und tritt neben dem Parkinson-Syndrom auch bei anderen neuromuskulären Erkrankungen auf. (4)

 

 

Pathophysiologie

 

Bei Parkinsons-Syndrom überwiegenden restriktiven Veränderungen (85 %). Sie sind wahrscheinlich auf Störungen der Thoraxwand-Compliance oder eine schlecht koordinierte Atemmuskulatur während der Exspiration zurückzuführen. (1) Typisch für eine ineffiziente Atemmuskulatur ist eine Abrundung des Exspirationsflusses. (5)

 

Hinweise auf eine extrathorakale Obstruktion finden sich in ca. 5 bis zu 30 % %. (1) Als Zeichen der Obstruktion der oberen Atemwege (upper airway obstruction UAO) wird eine Undulation des Atemflusses angesehen, die sowohl in- als auch exspiratorisch zu sehen ist. (5)

 

 

 

Undulation der Fluß-Volumen-Kurve bei Parkionson-Syndrom, rückläufig unter Therapie (7)  

 

Undulation der Fluß-Volumen-Kurve, Abflachung des Exspirationsflusses und eingeschränkte VC bei Parkionson-Syndrom, rückläufig unter Therapie (7) 

 

 

 

Es handelt sie hierbei um unwillkürliche rhythmische oder irreguläre Bewegungen der Glottis oder subglottischer Strukturen von 4 bis 8 Hz, die sich endoskopisch visualisieren lassen. (4)

 

 

Symptomatik

 

Die muskulär bedingten Oszillationen können respiratorisch symptomatisch werden mit Belastungsdyspnoe. (4,6) Die Symptomatik kann durchaus zu differentialdiagnostischen Schwierigkeiten führen, wenn die Spirometrie nicht vorliegt. (6)

 

 

Therapie

 

Unter effektiver Therapie des Parkinson-Syndroms kann die Obstruktion der oberen Atemwege und die damit verbundene Symptomatik rückläufig sein. (7,8)

 

 

Schlußfolgerung

 

Wenn klinisch der Verdacht besteht, dass eine gegebene Leistungseinschränkung bei Patienten mit Parkinson-Syndrom inadäquat zur neurologischen Symptomatik ist, sollte eine Spirometrie zur Frage einer ventilatorischen Limitierung durchgeführt werden.

 

 

 

 

 

 

 

Literatur

 

 

(1) Izquierdo-Alonso JL, Jimenez-Jimenez FJ, Cabrera-Valdivia F, et al. Airway dysfunction in Parkinson’s disease. Lung (1994) 172,47-55. Abstract

 

 

(2) Bogaard JM, Hovestadt A, Meerwaldt JD, et al. Maximal expiratory and inspiratory flow-volume curves in Parkinson’s disease. Am Rev Respir Dis (1989) 139,610-614. Abstract

 

 

(3) Neukirch F, et al. Frequency and correlates of the saw-tooth pattern of flow-volume curves in an epidemiological survey. Chest, Feb 1992; 101: 425 - 431. PDF

 

 

(4) Vincken WG, et a.. Involvement of upper-airway muscles in extrapyramidal disorders. A cause of airflow limitation. The New Engl J Med 311; 7: 438. Abstract

 

 

(5) Hovestadt, A, Bogaard, JM, Meerwaldt, JD, et al (1989) Pulmonary function in Parkinson’s disease. J Neurol Neurosurg Psychiatry 52,329-333. Abstract

 

 

(6) Schiffman PL. A "saw-tooth" pattern in Parkinsons disease. Chest, Jan 1985; 87: 124 - 126. PDF

 

 

(7) Herer B, et al. Effects of Levodopa on Pulmonary Function in Parkinson’s Disease. Chest, Feb 2001; 119: 387 - 393. PDF  Free Full Text

 

 

(8) Vincken WG, Darauay CM, Cosio MG. Reversibility of upper airway obstruction after levodopa therapy in Parkinson’s disease. Chest (1989) 96,210-212. PDF

 

 

 

 

 

 

Dr. Holger Klee, 6 / 2008

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Stimmbandparese bds.

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Eine 85-jährige multimorbide Patientin mit bekanntem Rezidiv eines Mamma-Carcinoms nach Ablatio und Radiatio beklagte seit einigen Wochen eine Belastungsdyspnoe. Bei Aufnahme war die Patientin heiser, konnte sich jedoch ansonsten normal unterhalten. Die Blutgasanalyse war unauffällig.

 

 

 

   

Rö-Thorax: V.a. pleurale und pulmonale Filiae, vergrößertes Herz                   Thorax-CT: Pleurale und pulmonale Filiae, gering vergr. mediastinale LK

 

 

 

Lungenfunktion: Abflachung des In- und Exspirationsflusses, Restriktion ?

 

 

Die Lungnenfunkion zeigt eine Abflachung des In- und Exspirationsflusses, typisch für eine extrathorakale Obstruktion.

 

Eine Bronchoskopie und HNO-ärztliche Endoskopie bestätigte den Verdacht einer bilateralen Stimmbandparese.

 

 

Diagnostik

 

Eine Abflachung des In- und Exspirationsflusses ist typisch für eine beidseiteige Stimmbandparese. (1) Der Vergleich des MEFV mit dem MIFV ist hierbei richtungsweisend. (2) Bei bilaterateraler Stimmbandparese (und anderen oberen Atemwegsobstruktionen) ist der Fluß so niedrig, das es nicht zu einer Flußlimitation  kommen kann. Der Fluß ist dann um so mehr effort-abhängig. (3)

 

 

Therapie

 

Therapeutisch kommt neben einer Tracheostomie (4) eine Arytenoidectomy und posteriore Cordektomie in Frage (5). Eine anschließende Logopädie ist erforderlich.

 

 

Fallbericht

 

Eine Indikation zur operativen Therapie bestand bei unserer Patientin wegen nur geringen klinischen Beschwerden und der normalen Blutgasanalyse nicht.

 

 

 

 

 

Literatur

 

(1) Bolliger CT, et al. The flow-volume loop in bilateral vocal cord paralysis. Chest, Oct 1993; 104: 1302 - 1304. PDF

 

 

(2) Bollinger CT, et al. Maximal expiratory and inspiratory flow-volume curves in bilateral vocal-cord paralysis. Changes after surgical treatment and comparison with glottic resistance characteristics. ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec. 1987;49(1):35-41.  Abstract

 

 

(3) Bogaard JM, Pauw KH, Versprille A. Flow limitation in upper-airway obstruction. Theoretical analysis. ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec 1987; 49(1):42-7.  Abstract

 

 

(4) Cormier V, et al. Upper airways obstruction with bilateral vocal cord paralysis. Chest, Apr 1979; 75: 423 - 427.  PDF

 

 

(5) Misiolek M, Long-term results in patients after combined laser total arytenoidectomy with posterior cordectomy for bilateral vocal cord paralysis. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2007 Aug;264(8):895-900. Epub 2007 Apr 6.  Abstract

 

 

 

Dr. Holger Klee, 8 / 2008

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Biventrikuläre kardiale Dekompensation bei Nierenarterienstenose (NAST)

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Eine 87-jährige rüstige Patientin beklagte seit drei Wochen zunehmende Luftnot ohne Husten oder Aswurf. Kein Thoraxschmerz. Zwölf Jahre zuvor war eine Nephrektomie rechts wegen Nierenzell-Carcinom durchgeführt worden. Bislang bestand kein Hinweis auf ein Rezidiv der Tumorerkrankung.

 

Klinisch fanden sich mittelgradige Unterschenkelödeme bds. und feinblasige feuchte RF bds. basal. Radiologisch bestätigte sich eine biventrikuläre kardiale Dekompensation mit pulmonaler Stauung und bds. Pleuraergüssen.

  

 

 

Rö-Thorax: pulmonale Stauung und Pleuraergüsse bds.

 

 

Diagnostik

 

Bei Aufnahme stellte sich eine hypertensive Entgleisung mit Blutdruckwerten um RR 240 / 120 mm Hg dar. Auch unter einer umfangreichen antihypertensiven Medikation ließ sich der Blutdruck nur schlecht einstellen.

 

 

Diffenrentialdiagnose

 

Bei der Erstmanifestation eines arteriellen Hypertonus sollte geklärt werden, ob ein sekundärer Hypertonus vorliegen könnte. Neben hormonellen Erkrankungen kommten Nierenerkrankungen und Gefäßanomalien in Frage.

 

Differentialdiagnose des art. Hypertonus

Primär = idiopathisch

Endokrin

-         Hyperthyreose

-         Cushing-Syndrom

-         Phäochromozytom

-         Conn-Syndrom

-         Adrenogenitales Syndrom

Nierenerkrankung

-         Niereninsuffizienz

-         Nierenarterienstenose

Aortenisthmusstenose (angeboren)

 

Die Häufigkeit von sekundären Formen sind bei Patienten mit schwer einstellbarem Hypertonus größer. (1)

 

 

 

Fallbericht - Differentialdiagnose

 

Dopplersonographisch mußte der Verdacht auf eine Nierenarterienstenose gestellt werden, was sich in der MR-Angiographie bestätigen ließ.

 

 

 

MR-Angiographie: Nierenarterienstenose links (Z.n. Nephrektomie rechts)

 

 

 

Epidemiologie

 

In der Differentialdiagnose eines sekundärer arteriellen Hypertonus ist der renovaskulärer Hypertonus häufig. Die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung beträgt 4 – 5 %. (1, 2) Einem schwer einstellbaren oder malignen Hypertonus liegt in 30 % ein renovaskulärer Hypertonus zugrunde. (1)

 

 

Pathophysiologie

 

Über den Autoregulationsmechanismus des Renin-Angiotensin-Systems wird bei Nierenarterienstenose zur Konstanthaltung der Nierendurchblutung eine Hochregulation des arteriellen Blutdruckes verursacht. (3) Eine zusätzliche kardiale Schädigung wird durch das Enothelin-System vermittelt. (4)

 

 

Diagnostik

 

Zur Primärdiagnostik eignet sich die Duplex-Sonographie der Nierenarterien. Die Sensitivität der MRT-Angiographie fand sich etwas besser (90 % vs. 81 %) bei gleicher Spezifität. (5) Die Angiographie ist zwar deutlich sensitiver und gilt als Gold-Standart, ist jedoch als Screeing-Methode ungeeignet. Auch bei minderschwerem Verlauf sollte an die Möglichkeit eines renovaskulären Hypertonus gedacht werden, um eine Diagnoseverzögerung und möglicherweise irreversible Gefäß- und Endorganschäden zu vermeiden. (10)

 

 

Therapie

 

Die Therapie des renovaskulären Hypertonus bleibt Diskussionsgegenstand. Alternativen stellen eine intensive antihypertensive Medikation oder eine perkutane transluminale Angioplastie (PTA, bzw. PTRA) dar.

 

Frühe Studien zeigten einen positiven Effekt der PTA auf die Blutdruckeinstellung bei ca. 60 % der Patienten. (1) In neueren Studien konnte dies nicht nachvollzogen werden. Die ausgedehnte antihypertensive Medikation kann jedoch nach erfolgreicher PTA meist reduziert werden. (6)

 

Die Kontroverse der Therapieoptionen bei renovaskulärem Hypertonus soll in umfangreichen der CORAL-Studie geklärt werden. (7) Die Ergebnisse stehen noch aus. (www.coralclinicaltrial.org) Die medikamentöse Therapie bei renovaskulärem Hypertonus muß sicherlich nehen der reinen Blutdruckregulation kardiale Veränderung günstig beeinflussen (8,9) und weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren berücksichtigen, wie Hyperlipoproteinämie, Diabetes mellitus, Niereninsuffizenz, Rauchen und Thrombozytenaggregationshemmung. (7)

 

 

 

Fallbericht - Therapie

 

Es wurde eine PTA und Stent-Implantation der Nierenarterienstenose durchgeführt. Postinterventionell war die Einstellung des arteriellen Hypertonus mit einem Betablocker und einem Diuretikum kein Problem.

 

 

    

Angiographie nach Intervention: Stent in prox. Nierenarterie                            Rö-Thorax: kardiale Rekompensation

 

 

 

 

 

 

 

Literatur

 

 

(1) Canzanello VJ, Millan VG, Spiegel JE, et al. Percutaneous transluminal renal angioplasty in management of atherosclerotic renovascular hypertension: results in 100 patients. Hypertension, Feb 1989; 13: 163 - 172. PDF

 

 

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Dr. Holger Klee, 1 / 2009

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